Conker Live & Reloaded (Conker's Bad Fur Day) leichte Spoiler
Conker's Bad Fur Day ist zum Ende der N64-Ära erschienen und kam mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 179,95 DM in den Handel. Grund dafür war das 512 Mbit große Modul mit viel Sprachausgabe und einer sehr guten Grafik. Eigentlich war das Spiel als 3D Jump 'n Run geplant. Da aber ein sehr ähnliches Spiel mit Banjo-Kazooie ebenfalls in Entwicklung war, hat man sich entschlossen, das Spiel umzukrempeln und ein Action-Adventure für Erwachsene daraus zu machen.
Eigentlich bin ich kein Spezialist für Action-Adventures und spiele diese nur äußerst selten. Da Conker's Bad Fur Day damals Höchstwertungen in den Videospielmagazinen erhalten hat, wollte ich mir das Spiel trotzdem unbedingt einmal anschauen. Gespielt habe ich die für die XBox veröffentlichte Neuauflage namens Conker Live & Reloaded, bei der u. a. die Grafik und der Sound überarbeitet wurden.
Das Spiel startet mit einem kurzen Tutorial, in dem die Steuerung und eine Besonderheit erklärt werden: In den Leveln gibt es immer wieder Bodenplatten (bzw. Situationen), auf denen (bzw. in denen) die B-Taste gedrückt werden muss. Dadurch werden benötigte Waffen aufgesammelt, Mechanismen ausgelöst oder gescriptete Events in Gang gesetzt, um verschiedene Rätsel zu lösen.
Danach startet man in einer bergigen Landschaft, die in die verschiedenen abgeschlossenen Areale führt. Dort müssen dann verschiedene Aufgaben erfüllt und Rätsel gelöst werden. Am Anfang fehlt etwas der rote Faden und man muss erstmal auf die Suche gehen, wo es als nächstes weitergeht. Später gibt es dann Hinweise, was als nächstes zu tun ist. Wie schon geschrieben liegt der Schwerpunkt auf dem Lösen kleinerer Rätsel und Aufgaben. Natürlich darf auch fleißig gehüpft, gekämpft und geklettert werden, der Fokus liegt aber ganz klar auf dem Adventure Part.
Auf der XBox wird an bestimmten Stellen automatisch gespeichert, was sehr angenehm ist. Man kann also immer wieder mal kleine Abschnitte spielen. Die Geschichte und die Rätsel werden ständig durch cut scenes präsentiert, die Dialoge sind dabei vollständig mit englischer Sprachausgabe unterlegt. Dabei gibt es immer wieder Parodien auf Hollywood-Filme und Anspielungen auf andere Videospiele. Allerdings sollte man Fan des englischen Humors sein: Das Eichhörnchen Conker erlebt abgedrehte Abenteuer auf dem Heimweg nach einer durchzechten Nacht. Der Tauchgang in der Toilette ist da noch das geringste Problem. Ab und zu steht man Endgegnern gegenüber, außerdem gibt es ein Jet Ski Rennen. Für das Spiel benötigt man etwa 25 Stunden. Wenn man den Ablauf und die Rätsel kennt, dann ist man natürlich wesentlich schneller durch.
Die Grafik ist absolut beeindruckend. Bis auf ein paar slow downs gibt es an der Grafik nichts zu kritisieren. Ich konnte es nicht glauben, dass das Spiel auf einer OG XBox läuft.
Der Sound ist ebenfalls genial. Die Musikstücke passen perfekt zur jeweiligen Situation, sie sind sehr abwechslungsreich und brillant komponiert. Außerdem gibt es bei allen Dialogen Sprachausgabe mit sehr guten Sprechern.
Die Steuerung ist gut gelungen. In manchen Situationen ist sie etwas ungenau, was aber zu verschmerzen ist. Gestört hat mich allerdings, dass man bei Fehlsprüngen einiges an Lebensenergie verliert oder direkt stirbt. Das macht keinen so großen Sinn, da man mehr oder weniger unendlich Leben hat und zusätzliche Energie überall herumliegt.
Ab hier Spoiler:
Neben viel Licht gibt es bei diesem Spiel leider auch viel Schatten. Durch die Neugestaltung des Spiels hat am Ende wohl etwas die Zeit für den Feinschliff gefehlt.
Die Qualität der Episoden ist sehr unterschiedlich. Die Steinzeit und der Endgegner haben mir sehr gut gefallen. Das Jet Ski Rennen war eine schöne Abwechslung. Die Kriegsepisode dagegen hatte viele nervige Stellen und der Anfang des Spiels mit den Pippi-Kacka Witzen fand ich ebenfalls schlecht.
Insbesondere die Spukhaus-Runde war überflüssig, da sich die Fledermaus-Einlage extrem hakelig spielt und unnötig schwer ist. Auch die Zombie-Episode ist nicht wirklich gelungen. Anders als in den anderen Runden ist in diesen Abschnitten nur ganz wenig zusätzliche Lebensenergie versteckt, ich habe einige Versuche gebraucht.
Der Humor ist Geschmackssache. Mir war die Provokation bzw. der Witz zu aufgesetzt und zu gewollt. Wer auf absurde Gags mit der Brechstange steht, wird gut bedient.
Um die Spielzeit zu verlängern, wird man oft vollkommen allein gelassen und muss erstmal selbst herausfinden, was zu tun ist. Es ist mir schon klar, dass es bei Adventures zum Spielprinzip gehört, Rätsel zu lösen und den Weg selbst zu finden. Eine kleine Starthilfe oder ein kleiner Tipp, wenn man nicht weiterkommt, wären aber trotzdem eine gute Sache gewesen.
Außerdem gibt es eine fiese Stelle im Spiel, die ich zum Glück zufällig gelöst habe. Ansonsten wäre ich an dieser Stelle wohl hängengeblieben. Ein wichtiger Dialog wird hier nur einmal abgespielt, die andere Voraussetzung habe ich glücklicherweise bereits erfüllt gehabt. Mit diesem Rätsel wollte man wohl die Spielzeit etwas strecken.
Für alle Adventure Fans, die den englischen Humor und Parodien auf Spiele und Filme mögen, ist das Spiel ein Meisterwerk. Bei mir hat das Spiel nicht so ganz gezündet, da die Qualität der Episoden stark geschwankt hat. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn der Fokus etwas mehr auf den Jump 'n Run sowie den Action-Einlagen gelegen hätte. Auf Dauer wird das Lösen der Rätsel und das Ansehen der vielen cut scenes doch recht eintönig.
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